Baustein zum Erfolg: Startup Talk mit Günter Faltin

Startup Salzburg und Wissensstadt Salzburg luden gestern Abend zum ersten Startup Talk in die Panoramabar in Lehen. Zu Gast war Günter Faltin, Autor der Bestseller „Kopf schlägt Kapital“ und „Wir sind das Kapital“ und selbst erfolgreicher Gründer der Teekampagne. Der frühere Wirtschaftsprofessor an der Freien Universität Berlin, unterrichtet heute an der Chiang Mai Universität in Thailand und ist Experte für Unternehmensgründungen.

70 Interessierte sind der Einladung gefolgt und haben den Vortrag des Experten für Entrepreneurship gehört und sich beim anschließenden Get-together selbst Tipps zum erfolgreichen unternehmerischen Handeln geholt.

„Günter Faltin ist nicht nur Initiator des Komponentenmodells, sondern auch wichtiger Ideengeber für unsere Startups. Darüber hinaus lieferte er spannende Tipps für alle, die mit dem Gedanken spielen, selbst ein Unternehmen zu gründen“, so Julia Rafetseder vom WirtschaftsService der Stadt Salzburg, die sich dort um die Belange der Startups kümmert.

Idee schlägt Kapital

80 % der Neugründungen sind nach fünf Jahren nicht mehr da. Daher muss sich laut Faltin etwas in der Art und Weise wie gegründet wird, ändern. Es kommt vor allem auf die gute Idee drauf an. Faltin spricht sich dafür aus, bei der Gründung die eigene Kreativität und Talente zu nutzen. Was man nicht selbst leisten kann, wird zugekauft. So die Kurzfassung seines Komponentenmodells. Sobald das Unternehmen erfolgreich ist, empfiehlt er eigene MitarbeiterInnen anzustellen, um das Wissen im Unternehmen zu behalten. Dass dies funktioniert, zeigte der Ökonom bereits Mitte der 80er Jahre mit der Teekampagne, die – gegründet als Projektwerkstatt an der Uni – heute Marktführer im deutschen Teeversandhandel ist.

„Mit seiner Teekampagne ist Faltin selbst ein Vorbild, wie man mit einer einfachen Geschäftsidee ein fluorierendes Unternehmen gründen kann. Von diesem Unternehmergeist konnten sich gestern Salzburger Startups inspirieren lassen. Ein toller Input für die Wissensstadt“, resümiert Christine Tyma, Projektleiterin der Wissensstadt, über das Event.

„Mit Günter Faltin ist es uns gelungen, den ‚Mr. Entrepreneurship‘ in die Wissensstadt zu holen. Auch Salzburger Startups wenden das von ihm begründete Komponentenmodell an und machen damit gute Erfahrungen“, weiß Oliver Wagner von Startup Salzburg.

Von der Projektidee zum Tee-Importeur

1985 hat Professor Günter Faltin an der FU Berlin die Projektwerkstatt zur Teekampagne ins Leben gerufen. Er wollte seinen Studierenden ökonomische Prinzipien verdeutlichen und dabei gängige Strukturen aufzeigen. Mit der Teekampagne, einem Handel für fairen Bio-Darjeeling-Tee, umgeht er – mit Großpackungen – alle Zwischenhändler, spart Transport- und Lagerkosten und garantiert so hochqualitativen Tee zu preiswerten Konditionen. Auch heute noch zählt die Teekampagne zu den größten deutschen Tee-Versandhandelsunternehmen.

Gründen mit „Baukastensystem“

Betriebswirtschaftliche, rechtliche oder organisatorische Anforderungen und die eigentliche Produktentwicklung – GründerInnen von Startups beschäftigen viele Fragestellungen. Komponentenmodell nennt Günter Faltin seine geniale wie einfache Lösung. Damit stellt er den GründerInnen einen vielseitigen Baukasten zur Seite.

Die Gründerin oder der Gründer sollen die eigenen Talente nutzen und so zu einer Geschäftsidee kommen. Mithilfe von Arbeitsteilung werden Komponenten – wie Logistik, Herstellung, Rechnungswesen und Marketing – an erfolgreiche PartnerInnen kostengünstig ausgelagert. Durch dieses professionelle Zusammenspiel kann laut Günter Faltin jede/r ein Unternehmen gründen. „Citizen Entrepreneurship“ nennt das der Experte, der sich durch mehr kreative Startups auch einen größeren Wettbewerb am Markt erhofft.

„Die Vorstellung des allwissenden Zampanos ist längst überholt. GründerInnen müssen Arbeitsteilung nutzen, um selbst kreativ zu bleiben und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren.“ Günter Faltin

Damit will Günter Faltin Mut machen zu gründen. Das arbeitsteilige Wirtschaftssystem bietet viele Komponenten, aus denen sich ein Geschäftsmodell zusammensetzen kann. GründerInnen erarbeiten ein Konzept aus den Komponenten und suchen PartnerInnen, die diese Komponenten professionell anbieten, und koordinieren diese Zusammenarbeit. Diese Vorgehensweise beugt eine Überforderung der GründerInnen vor und sie können sich voll und ganz auf die Produktentwicklung konzentrieren. Diese Vorgehensweise bringt auch Vorteile. GründerInnen schlittern dadurch weniger in Krisen, da sie auf bereits etablierte Unternehmen zurückgreifen, die die ausgelagerten Komponenten übernehmen. So wächst das Unternehmen, während das eigentliche Startup wachsen und sich weiterentwickeln kann.

Nicht auf Jobs warten, sondern selbst welche schaffen.

Auch Salzburger Startups arbeiten nach Faltins Modell. So zum Beispiel Martin Loiperdinger von Blumatix Consulting GmbH. „Wir setzten das Komponentenmodell intensiv in unserem Softwareunternehmen ein und haben dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. So können wir uns auf die wesentliche Arbeit konzentrieren – und das mit relativ geringem budgetären Aufwand. Das verschafft uns einen klaren Marktvorteil.“ Blumatix Consulting ist eines der Startups, die die städtische Mietförderung für ihr Büro erhalten.

Matthias Heimbeck, Gründer und Geschäftsführer der FINDOLOGIC GmbH, sieht im Komponentenmodell ebenfalls den ausschlaggebenden Wettbewerbsvorteil. „Wir überzeugen dadurch die KundInnen mit günstigeren Preisen und können unsere Software schneller einbauen. Wir arbeiten mit Profis zusammen, auf die wir uns verlassen können.“