Schatzsuche im Datendschungel
Fünf Wochen lang arbeitete der Data-Science-Student Martin Huf in der Stadt-Statistik und forschte im Rahmen seines Pflichtpraktikums über die Bevölkerungsentwicklung der vergangenen drei Jahre in der Stadt Salzburg. Das Studium Data Science in der Wissensstadt Salzburg ist einzigartig in Österreich und vermittelt den Studierenden das nötige Werkzeug für die Arbeit mit „Big Data“.
Data Science heißt ein neues Studium an der Universität Salzburg, das ZahlenliebhaberInnen zu DatenmanagerInnen ausbildet. Einer von ihnen ist Martin Huf. Der Salzburger startet im Oktober in das dritte Semester. Die letzten fünf Wochen absolvierte er sein Pflichtpraktikum in der Statistik im Haus der Stadtgeschichte. In dieser Zeit widmete sich Martin Daten aus dem Einwohnerwesen und analysierte die Bevölkerungsentwicklung der letzten drei Jahre in der Stadt Salzburg.
Wie setzt sich die Stadt Salzburg zusammen? Aus welchen EU-Ländern oder Nicht EU-Ländern stammen die BürgerInnen? Wie haben sich diese Anteile in den letzten Jahren verändert? Mit Fragen wie diesen beschäftigte sich Martin Huf. Als Data Scientist ist es seine Aufgabe, relevante Informationen aus gesammelten Daten zu ziehen und diese allgemein verständlich aufzubereiten. Auch große gesellschaftliche Umbrüche und Entwicklungen lassen sich aus den Zahlen herauslesen, wie zum Beispiel die Migrationsbewegung ab September 2015.
Zu Beginn seines Praktikums wartete ein großes Datenpaket auf ihn, das zunächst einmal bereinigt und vervollständigt werden musste, bevor die eigentliche Arbeit begann. „Es ging dabei um die Daten der rund 150.000 EinwohnerInnen der Stadt Salzburg im Zeitraum von Jänner 2015 bis Juli 2017“, erklärt Huf, um einen Eindruck über Menge und Umfang des Datensatzes zu geben.
Praxisnahe Ausbildung zum Datenmanager
Betreut und unterstützt wurde Martin Huf von Markus Janker aus der Statistik. Bereits zu Beginn bei Vergabe des Praktikumsplatzes ist festgestanden, woran der oder die PraktikantIn arbeiten wird. Darüber, dass es beim Speeddating an der Universität zwischen Martin Huf und dem Leiter der Stadt-Statistik Hans-Peter Miller „gefunkt“ hat, sind alle zufrieden.
In Zusammenarbeit mit rund 20 Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen bietet das Studium verpflichtende Praktika, um die erlernten Techniken auch in die Praxis umzusetzen. Als Wissensstadt fördern und unterstützen wir Data Science von Anbeginn an und sind froh, jungen DatenmanagerInnen einen Praktikumsplatz in der Stadtverwaltung bieten zu können. Einerseits sehen sie wie Daten produziert werden und können ihr Wissen praktisch anwenden, andererseits profitieren auch unsere ExpertInnen von den innovativen Herangehensweisen zur Datenauswertung der Studierenden. Eine klare Win-win-Situation!
Ein Biologe mit einem Faible für Zahlen
Eigentlich ist Martin Huf Biologe und wollte nach seinem abgeschlossenen Master Statistik studieren. Bei der Recherche auf der Homepage der Uni Salzburg ist er auf das Studium Data Science gestoßen, eine Mischung aus Informatik und Statistik.
„Biologie und Data Science schließen sich nicht aus. Es ist eine spannende Ergänzung. Als Biologe generiert man in erster Linie Daten, als Data Scientist kann man sie auch auswerten und Schlüsse daraus ziehen“, so Huf über seine Ausbildung.
Aufgrund seiner Spezialisierung eröffnen sich auch Berufe in der medizinischen Forschung oder der Bio-Statistik. Am Studium schätzt er besonders die Interdisziplinarität: „Wir haben Kurse zu rechtlichen wie auch philosophischen Themen. Die Lehrveranstaltungen sind an der Naturwissenschaftlichen Fakultät, aber auch am Institut für Computerwissenschaften in der Science City Itzling. Man trifft ständig auf neue Menschen und ihre Sichtweisen, das ist eine echte Bereicherung.“
Aber kann die intensive Auseinandersetzung mit Zahlen und Listen nicht auch mal langweilig werden? Das verneint Martin Huf, denn: „Das Ganze ist schon auch eine Spielerei und es passiert auch immer etwas Unvorhergesehenes, auf das man reagieren und eine Lösung finden muss.“ Das Programmieren und Herumtüfteln muss den Data Scientists also im Blut liegen.
Umso besser, wenn dies mit lebensnahen Daten passiert. „Das Praktikum hat mir die Möglichkeit gegeben mit einem realen Datensatz zu arbeiten. Das Endergebnis stellt einen umfassenden Eindruck über die Entwicklung der Salzburger Bevölkerung in den vergangenen drei Jahren dar.“ Bei der Analyse sei er ganz unvoreingenommen an den Datensatz herangegangen. „Ich hatte keine Vermutungen oder habe auch keine Hypothesen getestet, insofern war ich ein unbeschriebenes Blatt“, so Huf über seine Vorgehensweise.
Grafiken machen Daten verständlich
Die Vielzahl an Daten hat der 31-Jährige in anschauliche Grafiken gegossen, die für Laien genauso verständlich sind. Auch für den Daten-Profi ist die bildliche Darstellung spannend. Am meisten fasziniere ihn das Visualisieren der Daten, erzählt Huf. „Manche Grafiken schaust du dir an und die sind schon richtig schön“, gerät er fast ins Schwärmen. Besonders eindrucksvoll sind die kreisförmigen Migrationsflussdiagramme, die die Beziehungen zwischen den Salzburger Stadtteilen darstellen und nicht nur verdeutlichen in welchen Gegenden es Zu- und/oder Abwanderung gab, sondern auch zeigen, wohin die Menschen innerhalb der Stadtgrenze umgezogen sind.
Data Science als Antwort auf Big Data
Zukünftig werden kompetente Schatzjäger im Datendschungel immer wichtiger. Die zunehmende Verwendung digitaler Technologien in unserem Alltag sorgt nicht nur für gesellschaftliche Umbrüche, sondern erzeugt auch Massendaten. Big Data lautet das Schlagwort. Erklären, was dahinter steckt, können die wenigsten. „Heutzutage ist es leicht massenhaft Daten zu produzieren, aber es gibt kaum jemanden der sie auswerten kann“, fasst Huf die Problematik zusammen. Österreichs erstes Studium, das sich diesem Phänomen annimmt und dementsprechende Qualifikationen bietet, ist Data Science an der Universität Salzburg.
Data Science an der Universität Salzburg
Das Masterstudium Data Science vermittelt eine auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragte Mischung aus Kenntnissen in traditioneller angewandter Statistik, Data Analytics, Business Analytics, Business Intelligence, viele Bereichen der Informatik, sowie auch rechtliche und ethische Grundlagen. Das viersemestrige Studium beinhaltet auch ein verpflichtendes Praktikum, das die praktische Anwendung der erlernten Verfahren und Techniken ermöglicht. Aktuell sind rund 30 Studierende inskribiert.