Salzburger Biergeschichte

Seit sage und schreibe 528 Jahren wird in Salzburg Bier gebraut. Der Weg vom „Haus Bey der Stiegen“ zur größten Privatbrauerei Österreichs ist ein langer, ereignisreicher. Davon erzählt das Firmenarchiv von Stiegl.

1492 war ein aufregendes Jahr. Christoph Kolumbus stach in See und entdeckte im Oktober Amerika. Leonardo da Vinci zeichnete seinen Vitruvianischen Menschen (ja, genau den von der italienischen 1-Euro-Münze). Und in Salzburg? Da wurde am 16. Juni 1492 im Bräuhaus an der Gstätten zum ersten Mal Bier gebraut. Dies war der Startschuss einer lebendigen Wirtshausszene in Salzburg. Ende des 18. Jahrhunderts buhlten bereits 42 Wirtshäuser und zwölf Brauereien um die Gunst der 16.000 Salzburger*innen.

Wenn man die Stufen im alten Bräuhaus zum Stiegl-Archiv hinaufsteigt, mischen sich Museumsflair und Wirtshauskultur. In langen Regalen reihen sich Bierkrüge aus verschiedenen Jahrzehnten aneinander, gleich dahinter Biergläser in allen Varianten. Eine Sammlung an Stiegl-Flaschen darf hier natürlich nicht fehlen, darunter neuere Sondereditionen und ältere Flaschendesigns (Manche der richtig alten Flaschen sind sogar noch voll!). Für treue Konsument*innen lädt das Stöbern in den Regalen zu einer Zeitreise. Aus welcher Flasche hab ich das erste Bier gezischt? Wie sah das Etikett in meinem Geburtsjahr aus?

Stiegl Archiv

Altes Flaschendesign und mehr findet sich im Archiv der Stieglbrauerei.

Archiv als Inspirationsquelle für Neues

Auch wenn bei Stiegl Altes schon immer gesammelt und aufbewahrt wurde, so ist das Firmenarchiv noch relativ neu. Seit Kurzem ist ein Archivar damit beauftragt, die Sammlungen zu ordnen und so manches Rätsel zu lüften. Dabei ist bei der Arbeit auch detektivisches Gespür gefragt, wenn die Nachforschungen zu spannenden Entdeckungen bis ins Ausland führen und intensive Recherchen erfordern.

Denn, wer im Stiegl-Archiv lediglich alte Gläser und Flaschen vermutet, liegt falsch. Tafeln und Bilder aus dem alten Stieglbräu in der Gstättengasse, altes Zaumzeug für die Pferde (darunter sogar ein Geschirr des legendären Ochsens) sowie echte Literaturklassiker aus der Stieglbücherei (darunter ein Erzählband aus 1768) finden sich dort. Haushaltsbücher aus den vergangenen Jahrhunderten erzählen von fast vergessenen Gewohnheiten. Manche Stücke, die jahrzehntelang in Kartons aufbewahrt wurde, geben immer noch Rätsel auf, wie zum Beispiel eine mit Logo geprägte Glühbirne aus den 1920er Jahren.

Vergangenheit und Zukunft gehen bei Stiegl Hand in Hand. Oft werden Objekte aus dem Archiv zur Inspiration für neue Produktideen und -entwicklungen herangezogen, etwa für Bierkrüge oder Etiketten.

Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH, Privatbrauerei
Raphael Steiner BA
Kendlerstraße 1, 5017 Salzburg
www.brauwelt.at
Tel. 050 1492 1651

Lange Geschichte kurz erzählt

Das Bräuhaus an der Gstätten – dort, wo sich heute das Haus der Natur befindet – wurde erstmals am 16. Juni 1492 urkundlich erwähnt. Kurz darauf tauchte der Name Stiegl erstmals auf. Die Bezeichnung geht auf eine kleine Stiege neben dem Bräuhaus zurück. Im Haus Bey der Stiegen holte man das Brauwasser vom Almkanal. Bereits um 1650 war Stiegl die größte Brauerei Salzburgs. 1863 wurde es dem Betrieb in der Altstadt zu klein und Stiegl zieht nach Maxglan, wo auch heute noch der Firmensitz ist. 1912 erfolgte die Eintragung der Bezeichnung „Goldbräu“ in das Markenregister der „Handels- und Gewerbekammer für das Herzogtum Salzburg“ und bürgt bis heute für hohe Qualität. In den Kriegsjahren leidet die Herstellung, durch den Engpass an guten Rohstoffen sinkt auch die Qualität. Nach dem Krieg erholt sich der Betrieb und legt in der Produktion massiv zu.

1990 übernimmt der heutige Geschäftsführer Dr. Heinrich Dieter Kiener das Unternehmen, der Stiegl stark ausbaut und erweitert. 1995 eröffnet die Bierausstellung Stiegl-Brauwelt. Seit fünfzehn Jahren wird im modernsten Sudhaus Europas immer noch nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut. An der oberösterreichischen Grenze bewirtschaftet die Stieglbrauerei seit 2013 ihre eigene Landwirtschaft und sorgt damit für hochwertige Zutaten.