Tradition im Salzburger Volksliedwerk

Im idyllischen Nonntal steht das Haus der Volkskultur. In dem modernen Bau aus Holz und Glas ist auch das Archiv des Salzburger Volksliedwerks untergebracht, das regionale Lied- und Musikformen archiviert und wissenschaftlich dokumentiert. Im Archiv treffen alte Handschriften, Mundart und Gesang aufeinander und bewahren so volkskulturelle Traditionen vor dem Vergessen.

Vom Büro des Archivleiters führt eine enge Wendeltreppe direkt hinab in das Herz des Archivs, das klimatisierte Depot. In einem kleinen Raum werden alte Tonträger, wie Schellackplatten, gesammelt und digitalisiert. Im anschließenden Speicher sind die große Fachbibliothek und etliche Archivalien untergebracht.

Ungefähr 1.000 Liederbücher sowie umfangreiche Sekundärliteratur zu Lied, Tanz und Musik finden sich dort. Auch Nachlässe namhafter Volksmusikforscher, wie Otto Eberhard (1875-1960), handschriftliche Lieder- und Spielbücher, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, sowie Unterlagen zu Feldforschungen werden dort aufbewahrt. Das Archiv sammelt, dokumentiert und vermittelt regionale Musikkulturen.

Wissensstadt Tage der Archive

Das älteste Liedbuch im Archiv. Die handschriftlichen Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1867.

„Des schenste Bleamal…“ aus dem Archiv 

Im Gegensatz zur höfischen und kirchlichen Musik gab es lange Zeit keine Aufzeichnungen über Volkslieder. Sie wurden mündlich überliefert und so von Generation zu Generation weitergetragen. Eines der ältesten Stücke im Archiv ist ein Liederbuch aus 1867, darin finden sich handgeschriebene Liedtexte, ohne Noten.

Ein besonders Stück Musikgeschichte hängt direkt an der Wand des Archivleiters: die handschriftliche Aufzeichnung des Volksmusikforschers und Lehrers Otto Eberhard, der stets die Sommermonate mit der Sammlung und Dokumentation von Volksmusik verbrachte. 1926 wanderte er auf die Trattbergalm, wo ihm die Sennerin Anna Weiß das Lied vom Edelweiß („Des schenste Bleamal…“) vorsang. Eberhard notierte Noten und Text, natürlich im Dialekt. Das traurige Lied ist in unterschiedlichen Varianten im gesamten süddeutschen Sprachraum bekannt.

Ungefähr zehn bis 20 Anfragen von Vereinen oder interessierten Privatpersonen erreichen das Archiv jede Woche. Die Digitalisierung erleichtert auch hier die Arbeit. Viele Notenblätter und Bücher wurden bereits gescannt und stehen auf einer Datenbank mit praktischer Suchfunktion zur Verfügung.

Vom Ohrwurm bis zum Liederbuch: Musik digital erleben

Ungefähr zehn bis 20 Anfragen von Vereinen oder interessierten Privatpersonen erreichen das Archiv jede Woche. Die Digitalisierung erleichtert auch hier die Arbeit. Viele Notenblätter und Bücher wurden bereits gescannt und stehen auf einer Datenbank mit praktischer Suchfunktion zur Verfügung. Stichwort, Liedanfang, Titel reichen schon aus und die Datenbank wird fündig: 80.000 Lieder und Instrumentalstücke, 6.000 Bücher aus der Fachbibliothek der Salzburger Volkskultur wurden digitalisiert. Bei 2.000 Liedern und Stücken ist es sogar möglich die ersten paar Takte oder die vollständige Melodie zu sehen bzw. zu hören.

Auf seiner Website zeigt das Archiv das Liederbuch des Georg Salchegger zum Heranzoomen und Durchblättern. Das Buch begleitete den Filzmooser durch seine Militärzeit 1090 bis 1911. Zeichnungen, Gedichte und Liedtexte begleiteten den Anfang 20-jährigen durch die schwierige Zeit und geben den heutigen Leser*innen Einblick in die Gedankenwelt des jungen Soldaten.

Salzburger VolksLiedWerk
Dr. phil. Wolfgang Dreier-Andres
Zugallistraße 10, 5020 Salzburg
www.salzburgervolksliedwerk.at
Tel. 0662 8042 2990

Lange Geschichte kurz erzählt

Die Wurzeln des Salzburger Volksliedwerks reichen zurück bis in die Monarchie. Bereits damals gab es Bemühungen den Bestand an alten Volksliedern und Musikformen zu sammeln und zu dokumentieren. 1904 wurde das Österreichische Volksliedunternehmen mit dem Ziel gegründet, eine Volkslied-Gesamtausgabe der Monarchie zu schaffen. Der sogenannte „Arbeitsausschuss für das Volkslied in Oberösterreich und Salzburg“ sollte Lieder, Instrumentalstücke und Tänze sammeln, aufzeichnen und für eine Drucklegung vorbereiten. Der 1908 gegründete eigene Arbeitsausschuss für das Volkslied in Salzburg entfaltete seit 1912 unter der Leitung von Dr. Curt Rotter und dank der Mitarbeit der Lehrer Otto Eberhard und Dr. Ernst Hamza bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine rege Sammeltätigkeit. Nach dem Krieg wurde die Veröffentlichung der Volkslied-Gesamtausgabe verworfen, stattdessen wurde ein kleines Heftchen mit „Salzburgischen Bauernlieder“ aus dem Pinzgau publiziert. Während des Zweiten Weltkriegs kam die wissenschaftliche Dokumentation zum Erliegen, stattdessen stand die praktische Volkslied- und Volksmusikpflege im Vordergrund. Nach Kriegsende lag der Salzburger Arbeitsausschuss brach und wurde erst 1964 wieder revitalisiert. Teile aus dem Nachlass von Otto Eberhard ergänzten die Salzburger Archivbestände. Nach dem Vorbild der anderen Bundesländer sollte auch in Salzburg ein Verein entstehen. 1973 fand die erste konstituierende Hauptversammlung des Vereins Salzburger Volksliedwerk statt. Seitdem zählen die praktische Vermittlung und dokumentarisch-wissenschaftliche Tätigkeit zu seinen Aufgaben.