Nur den Schlüssel zu übergeben, reicht nicht.

Seit zwei Jahren haucht die Initiative SUPER Leerständen in der Stadt Salzburg ein zweites Leben ein. Sie vermitteln zwischen Eigentümer*innen und Kulturschaffenden, damit neue Handlungsräume für Kultur und Wissen entstehen. Dafür braucht es eine ordentliche Portion Engagement und Überzeugungsarbeit.

Das kleine Lokal in der Gstättengasse 2 steht seit mehr als einem Jahr leer. Was hier vorher drinnen war, weiß keiner mehr so genau. Jetzt nutzt das Fotokollektiv blurred den ca. 50 m² großen Leerstand als Galerie. Die Gäste des Pressetermins sammeln sich rund um die Stehtische und kommen ins Gespräch. Mehr braucht es oft gar nicht und man spürt sofort: der kahle Raum erwacht zu Leben.

Räume wie diese wachzuküssen, ist die Aufgabe der Initiative SUPER, die sich 2015 in Salzburg gründete. Mit Begeisterung sichten, registrieren und vermitteln die Mitglieder leerstehende Räume – vom kleinen Geschäftslokal bis hin zum Appartement oder ganzen Gebäuden.

Als Wissensstadt ist es uns ein großes Anliegen, leerstehende Räume wieder zu beleben und für originelle Projekte zu öffnen. Das trägt zur Kreativitäts- und Innovationsfähigkeit von Salzburg bei und macht unsere Stadt lebendig.

SUPER Vereinsobfrau Elisabeth Schmirl (re.) mit Ingrid Tröger-Gordon, Leiterin der Kulturabteilung und Vizebürgermeister Bernhard Auinger.

Präsentation SUPER Leitfaden

„Uns allen ist klar, dass Raum in der Stadt eine beschränkt verfügbare Ressource darstellt. Genauso wissen wir auch, dass brachliegende Flächen, leer stehende Räume oder zugeklebte Schaufenster das Bild einer Straße, eines Viertels negativ verändern können.“, sagt Ressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Und: „Das Thema Leerstand bewegt die Kulturszene – nicht nur in Salzburg – schon lange. Mit der Initiative SUPER haben wir seit zwei Jahren ein hoch professionell arbeitendes Team, das räumliche Potentiale recherchiert, zwischen Raumgeber*innen und Raumsuchenden vermittelt und beide Seiten mit essentiellen Informationen und Beratung versorgt.“

SUPER versteht sich als Schnittstelle zu Bürger*innen, Geschäftsleuten, EPUs, Vereinen, Kreativen, Immobilienbesitzer*innen und den beteiligten Stellen des Magistrats. Ziel von SUPER ist es, die Zwischennutzung für beide Seiten möglichst unkompliziert, dennoch aber sicher zu machen. Einfach nur den Schlüssel zu übergeben, reicht nicht aus. Zwischennutzung ist auch immer ein bürokratischer Aufwand, der durch den aktiven Service und die Informationsangebote des Vereins möglichst gering gehalten werden soll.

SUPER Initiative

Die SUPER Initiative zur Nutzung von Leerständen als Handlungsräume von Kultur und Wissen  wurde 2015 gegründet und arbeitet seit 2016 zusammen mit einer Arbeitsgruppe der Stadt Salzburg (Wirtschaftsservice, Abteilung für Kultur, Bildung und Wissen, Raumplanung, Baubehörde, Baurecht, Gewerberecht, Stadtplanung und Verkehr, SIG, KGL). Der Name SUPER nimmt übrigens Bezug auf den „Superintendent“, die amerikanische Bezeichnung für Hausverwalter, Hausmeister.

Leerstand als Möglichkeitsraum für Kreative

Ingrid Tröger-Gordon, Leiterin der Abteilung 2 – Kultur, Bildung & Wissen betont: „Unterstützung für die kulturelle Zwischennutzung bzw. eine Plattform für Leerstandsmeldungen war eines der wichtigsten Anliegen quer durch alle Sparten, die im Rahmen der Aktualisierung des Kulturleitbildes benannt wurden. In Zusammenarbeit mit und durch die engagierte Arbeit der Initiative SUPER ist mittlerweile eine echte Servicestelle im Sinne der freien Kulturszene entstanden. Ganz wesentlich ist dabei der Aufbau von Vertrauen auf Seiten der Eigentümer*innen, um sie für diese – in Salzburg ja noch als ‚Neuland‘ wahrgenommene – Nutzungsoption zu gewinnen. Und natürlich stellen wir auch geeignete, temporär leer stehende Räume im Besitz der Stadt zur Verfügung.“

Die leerstehenden Flächen können unterschiedlich genutzt werden: als Galerie, Atelier, Pop-up-Store, Coworking Space oder Proberaum. Die Vereinsmitglieder kommen aus der Bildenden Kunst, der Kulturvermittlung und Architektur und erhalten viel Unterstützung von Gleichgesinnten. Sie setzen in ihrer Arbeit vor allem auch auf den persönlichen Kontakt – sowohl mit den Kreativen als auch mit den Eigentümer*innen, denn damit diese ihren Raum zur Zwischennutzung zur Verfügung stellen, muss auch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

„Wir wollen das Bewusstsein für den Wert kultureller Zwischennutzung stärken. Schließlich versuchen wir auch immer neue Strategien zu (er-)finden, um die Menschen für Zwischennutzung zu begeistern“, erzählt Elisabeth Schmirl, Obfrau der SUPER Initiative.

Von der Zwischennutzung haben alle was

Die zwischenzeitliche Bespielung von leerstehenden Räumlichkeiten bringt viele Vorteile mit sich. Die Eigentümer*innen bekommen die monatlichen Leerstandskosten ersetzt, die Räume verfallen nicht weiter, sondern werden gepflegt und bleiben durch die Benutzung attraktiv. Raumsuchende erhalten eine Chance, mit geringem finanziellem Aufwand ihre Ideen auszuprobieren.

Leere Geschäftslokale tragen nicht unbedingt zu einem schönen Stadtbild bei. Leerstand hat ein gewisses Schmuddelimage, das durch die zwischenzeitliche Nutzung sofort beseitigt wird. Von dieser Aufwertung profitiert letztlich die ganze Stadt.

Dass belebte Leerstände neugierig machen, merkt man auch an den Passant*innen, die während unserer Besichtigung in der Gstättengasse 2 neugierig durch die Fenster schauen. Wer nun auch für staunende Blicke sorgen möchte – egal, ob als Raumsuchende*r oder Raumgebende*r, nimmt am besten gleich direkt mit SUPER Kontakt auf.

Leitfaden für Leerstandsnutzung

Alles Wissenswerte für Raumsuchende und Raumgebende hat SUPER in einem handlichen Leitfaden zusammengefasst. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Stadt Salzburg, der Kulturabteilung und der Wissensstadt erarbeitet. Den Leitfaden gibt’s im SUPER Vereinsbüro in der Sterneckstraße 10, im Bürgerservice der Stadt Salzburg (Schloss Mirabell) und in Kultur- und Bildungseinrichtungen. Außerdem kann man die Broschiere hier downloaden.