Wo Salzburgs Geschichte lebt

Die Stadt Salzburg ist reich an Geschichte(n). Das Wissen und die Schätze aus den vergangenen Jahrhunderten werden im Haus der Stadtgeschichte in der Glockengasse aufbewahrt. Das moderne Gebäude ist nicht nur Speicher, sondern auch lebendiger Ort der Wissensvermittlung.

Wer das Haus der Stadtgeschichte betritt, sieht sofort den großzügigen Veranstaltungsbereich und den Lesesaal. Die Arbeit im Archiv findet hier nicht hinter verschlossenen Türen statt, sondern Geschichte wird an ein breites Publikum vermittelt. Vorträge, Ausstellungen, Workshops oder Buchpräsentationen – jährlich lädt das Stadtarchiv zu vielen Events. Auch für Recherchen steht das Archiv jedem offen.

„Zu uns kommen Schüler*innen genauso wie Heimatforscher*innen und Fremdenführer*innen, oder auch Personen, die Einsicht in Bauakten nehmen. Besonders für Studierende der Uni Salzburg ist das Archiv eine Ergänzung zum Angebot der Universitätsbibliothek. Für viele ist der Besuch im Stadtarchiv auch Teil der Lehrveranstaltung“, erklärt Peter F. Kramml, Leiter des Stadtarchivs.

Dokumente, Fotos, Urkunden und Tonaufnahmen reihen sich auf 14 Kilometer Regalböden aneinander. Die Bestände, die von der Gegenwart bis zurück ins 13. Jahrhundert reichen, werden in modernen Depots aufbewahrt. Damit der wertvolle Bestand auch noch für die Nachwelt erhalten bleibt, gibt’s sogar eine hauseigene Restaurierwerkstatt.

Wissensstadt Tage der Archive

Mit filigraner Handarbeit werden hier alte Werke wieder „aufgepäppelt“ und für die Nachwelt bewahrt.

Zeitgeschichte spannend verpackt

Die Tätigkeit des Stadtarchivs geht über die eigentliche Archivarbeit weit hinaus. Mit der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg hat das Archiv bereits mehr als 50 Bände zu unterschiedlichen Themen veröffentlicht. Für Vintage-Fans erscheint jedes Jahr ein Kalender mit alten Fotografien aus Salzburg.

Die Historiker*innen realisieren auch große Projekte, wie zum Beispiel „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“. Gemeinsam mit dem Fachbereich Geschichte der Uni Salzburg wurden dabei mehrere Jahre lang Entwicklung, Entfaltung und Nachwirkung des Nationalsozialismus in der Stadt Salzburg untersucht. Einzelnen Themenschwerpunkten ist jeweils eine eigene Publikation gewidmet.

Bei den Erläuterungstafeln von personenbezogenen Straßennamen stammen die Biografien der namensgebenden Personen aus dem Stadtarchiv.

Multimediale Online-Plattformen

Digitalisierung ist auch im Stadtarchiv ein großes Thema. Für das Migrationsarchiv oder den audiovisuellen Atlas wurden eigene Online-Plattformen geschaffen, die den Leser*innen multimediale Infos bieten.

Das Migrationsarchiv ist in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Geschichte der Uni Salzburg entstanden. Zusätzlich zu den persönlichen Geschichten über Zuwanderung ergänzen Fotos, Dokumente und Videos die Sammlung.

Auch mit dem Audiovisuellen Atlas ist das Stadtarchiv neue Wege gegangen, um seine Quellen innovativ zu präsentieren. Bestehende Ton-Dokumente wurden in einen digitalen Stadtplan eingepflegt. So lässt sich es sich mit Erzählungen über die NS-Zeit, Migration, Feuerwehr- und Frauengeschichte im Ohr durch die Stadt wandern.

Eine neue Web-Application gibt Einblick in den Alltag der Salzburger Kaufmannsfamilie Spängler (1733 bis 1785) und in die Lebenswirklichkeit des häuslichen Personals. Die Aufzeichnungen dienen der historischen Alltags- und Konsumforschung, der Stadtgeschichte und der universitären Lehre. Die im Archiv verwahrten Originalseiten der Ausgabenbücher stehen digital allen zur Verfügung – ein echtes Pilotprojekt.

Stadtarchiv und Haus der Stadtgeschichte
Dr. Peter Kramml
Glockengasse 8, 5024 Salzburg
www.stadt-salzburg.at/geschichte
Tel. 0662 8072 4701

Lange Geschichte kurz erzählt

Die Stadt Salzburg ist aus der römischen Siedlung Iuvavum um 15 v. Chr. entstanden. Der Name „Salzpurc“ wurde erstmals um 755 belegt. 1077 wurde mit dem Bau der Festung begonnen. Im 14. Jahrhundert erlangte Salzburg die Unabhängigkeit von Bayern und wurde Residenzstadt. Von den Fürsterzbischöfen Wolf Dietrich von Raitenau, Markus Sittikus und Paris Lodron veranlasste Bauten verwandelten im 17. und 18. Jahrhundert die mittelalterliche Stadt in ein Barockes Juwel. Italienische Baumeister verliehen Salzburg ein Stadtbild, das es auch heute noch prägt. 1803 verlieren die Erzbischöfe die weltliche Herrschaft. Schließlich wird 1816 Salzburg Teil von Österreich. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Salzburg zur beliebten Urlaubsregion für Betuchte aus Wien und München. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die zerstörte Infrastruktur rasch wieder aufgebaut und der Tourismus kommt erneut in Schwung. Im Jahr 1996 wird die Salzburger Altstadt in die UNESCO-Liste zum Schutz des Weltkulturerbes aufgenommen.

Zeitzeugnisse aus dieser langen, bewegenden Geschichte werden im Stadtarchiv aufbewahrt. Die Vorläufer des Archivs gehen zurück bis ins Spätmittelalter. 1515 ist das Urkundengewölbe erstmals urkundlich belegt. Offiziell gegründet wurde das Archiv der Stadt Salzburg erst 1988. 2003 übersiedelten Stadtarchiv und Statistik in das Haus der Stadtgeschichte in der Glockengasse. Auf vier Ebenen befinden sich 1.900 m² Speicher und 14 Kilometer Regalstellfläche, wo Archivalien aus neun Jahrhunderten – etwa 25.000 Bücher und Zeitschriften, 800.000 historische Bilddokumente – lagern. Das Stadtarchiv veröffentlicht fünf bis zehn Publikationen pro Jahr und lädt zu 50 Veranstaltungen.