Was von Literat*innen bleibt

Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann, Peter Handke, Stefan Zweig – wir alle kennen die großen Namen der Literatur. Was sich im Literaturarchiv verbirgt, ist mehr als die Sammlung ihrer Werke. Dort finden sich handgeschriebene Notizen, persönliche Gegenstände und andere Dinge, die aus dem Leben und Wirken der Autor*innen erzählen.

Ein Großteil der im Literaturarchiv Salzburg vertretenen Autor*innen haben einen Bezug zu Salzburg. Handke spazierte beinahe täglich über den Mönchsberg, Zweig lebte 15 Jahre am Kapuzinerberg und Bernhards Schimpftiraden auf seine Heimatstadt, die er als „Todeskrankheit“ bezeichnete, sind mittlerweile legendär.

Im Literaturarchiv Salzburg ruht die Literatur nicht in Regalen, sie wird lebendig. Nicht nur Bücher der großen Schriftsteller*innen sind im Literaturarchiv zu finden, sondern auch viele Dinge, die zur Veröffentlichung beigetragen haben. Diese Archivalien lassen den Entstehungsprozess eines Buchs erahnen und uns in die Gedankenwelt des Autors/der Autorin eintauchen. In den Archivbeständen gibt es gekritzelte Ideen auf Zettelchen, fast unleserliche Notizen und Manuskripte in Reinschrift mit Korrekturen. Ergänzt werden diese Sammlungen durch Postkarten, Briefe und persönliche Bücher.

Immer noch Mensch

Fortdauernder Sturm, Anhaltender Sturm, Weiterhin Sturm. Schlussendlich ist es Immer noch Sturm geworden. Diese Überlegungen gehen aus den Bleistiftnotizen von Peter Handke hervor. Stefan Zweigs Manuskripte sind unverkennbar, er schrieb stets mit violetter Tinte. Seine Sekretärin dokumentierte feinsäuberlich einen Überblick über alle Übersetzungen der Zweig-Bücher – von Dänisch, Tschechisch bis zu Holländisch.

Es sind Gegenstände wie diese, die den Menschen hinter den Bestseller-Autor*innen zum Vorschein bringen. Durch die sorgfältige Aufbewahrung und Sammlung haben sich im Literaturarchiv Salzburg viele Geschichten rund um die berühmten Persönlichkeiten und ihren Schreibprozess angesammelt.

Wissensstadt Salzburg

Original Manuskripte und Notizen von Stefan Zweig und Peter Handke zählen zu den größten Schätzen des Literaturarchivs.

Forschungsplattform eröffnet Nachlass

Die Mitarbeiter*innen im Literaturarchiv stecken die Nase nicht nur in Bücher. Viele Teile des Nachlasses von Stefan Zweig, die auf der ganzen Welt verstreut sind, finden sich auf der Online-Plattform Stefan Zweig digital, die im Juni 2018 vorgestellt wurde. Das Informations- und Forschungsportal überwindet geografische Distanzen und bringt die Manuskripte aus Salzburg mit denen der Daniel Reed Library in Fredonia/New York zusammen.

Literaturarchiv Salzburg
Forschungszentrum von Universität, Land und Stadt Salzburg
Dr. Manfred Mittermayer
Residenzplatz 9/2 (Zugang über Kapitelgasse 5-7), 5020 Salzburg
www.uni-salzburg.at/literaturarchiv
Tel. 0662 8044 4913

Lange Geschichte kurz erzählt

Das Literaturarchiv Salzburg, als Forschungszentrum von Universität, Land und Stadt Salzburg, gibt es seit 1. Oktober 2011. Das Archiv macht es sich zur Aufgabe Vor- und Nachlässe von Autorinnen und Autoren mit Salzburg-Bezug zu sammeln, zu erschließen und sie der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen. Manuskripte, Typoskripte, Briefe, Bilder, Fotos, Ton- und Bildträger, Bücher und Gegenstände aus dem Besitz von Autor*innen füllen die Räumlichkeiten des Literaturarchivs in der Kaigasse. Neben der Sammlung und der richtigen Aufbewahrung in klimatisierten Räumen, zählt das Erforschen des literarischen Geschehens in Salzburg zu den Kernaufgaben des Archivs. Bei Vorträgen, Ausstellungen, Führungen und Workshops lassen die Archivar*innen andere an ihrem Wissen teilhaben. Das Literaturarchiv arbeitet eng mit dem Fachbereich Germanistik der Uni Salzburg, der Unibibliothek und dem Stefan Zweig Centre zusammen und ist international gut vernetzt. Als Forschungseinrichtung steht es allen Interessierten offen.