Axolotl Nali und seine Artgenoss*innen

Nali, eine der beiden Hauptfiguren aus unserem Kinderbuch Nali & Nora, ist ein Axolotl. Mit seiner freundlichen Art gewinnt er nicht nur die Herzen von Nora, Shu, Emil und Herrn Johann, sondern auch die der Leser*innen. Der Axolotl ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Denn als wahre Überlebenskünstler und Wunderheiler sind die kleinen Lurche auch für die Forschung interessant. Es wurde also Zeit, Nalis Verwandte zu besuchen und mehr über diese faszinierenden Tiere herauszufinden. Zum Faktencheck haben wir das Schulbiologiezentrum an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg besucht.

Nali schwimmt durch den Almkanal.

Bei seiner Abenteuerreise durch die Wissensstadt lernt Axolotl Nali viele neue Freund*innen kennen. (c) Sandra Brandstätter

Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen dümpeln drei grau-braun-schwarz gescheckte Axolotl (zwei Männchen, ein Weibchen) auf dem Boden des Aquariums im Schulbiologiezentrum herum. Die drei Exemplare des mexikanischen Schwanzlurchs in der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg sind bereits über zehn Jahre alt.

Im Gegensatz zu unserem neugierigen Nali aus dem Kinderbuch, ruhen die Axolotl an der Nawi entspannt am Boden ihres Wasserbeckens. Sie verstecken sich in Pflanzen oder an anderen Rückzugsorten, denn sie sind überwiegend nachtaktiv. Wird der träge Axolotl gestört, so entpuppt er sich als durchaus schneller Schwimmer. Zur Flucht reicht ein starker Schwanzschlag aus und er lässt sich am anderen Ende des Aquariums wieder sinken.

Schwimmen Axolotl im Almkanal?

In ihrer natürlichen Umgebung haben die Lurche eine braune Färbung, um sich besser am Seegrund zu tarnen. Unser weiß-rosa Nali ist ein Albino-Axolotl, die besonders für die Haltung in Aquarien beliebt sind.

Ein Ausflug in den Almkanal, wie ihn Nali unternimmt, wäre eher unwahrscheinlich, da Axolotl stehende Gewässer mit kühlen Temperaturen bevorzugen. Aufgrund fehlender Hormone sind sie zum Quappen-Dasein verdammt, doch auch noch andere Faktoren machen die witzigen Tierchen zu etwas ganz Besonderem.

Grinsende Wassermonster und ihre Superkräfte

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fakten rund um Axolotl zusammengefasst. Mathias Hopfinger, Leiter des Schulbiologiezentrums an der Universität Salzburg, hat uns mit vielen Infos versorgt und die Superkräfte der kleinen Wassermonster erklärt.

Nali kommt aus Mexiko, so wie eigentlich alle seine Artgenoss*innen, denn Axolotl sind endemisch. Das bedeutet, dass sie weltweit nur in einem begrenzten Gebiet leben. Der natürliche Axolotl-Lebensraum sind die Kanäle und Seen im Süden von Mexiko Stadt. Durch zunehmende Ausbreitung der Metropole, Trockenlegungen und  Umweltverschmutzung schrumpft ihr Lebensraum. Heute leben die Lurche nur mehr in zwei Seen – Xochimilco and Chalco – auf 2.240 m Seehöhe, weshalb sie vom Aussterben bedroht sind. Auch Mexiko hat die Besonderheit der Schwanzlurche erkannt und ist bemüht, sie wieder zu züchten. Weltweit leben also mehr Axolotl in Aquarien als in freier Wildbahn.

Der Axolotl hat das Rezept für ewige Jugend gefunden, bleibt er doch sein Leben lang im Larvenstadium. Der Fachbegriff für ein Dasein als Riesenbaby lautet Neotenie. Schuld daran, ist unter anderem ein Defekt der Schilddrüse, der das Wachstum verhindert. Ein Zeichen dafür ist zum Beispiel der durchgehende Flossensaum, den man auch bei Kaulquappen findet. Würde man den Axolotl Schilddrüsenhormone füttern, würden sie sich zum Landtier entwickeln und wahrscheinlich ähnlich wie ein Feuersalamander aussehen. Bemerkenswert ist, dass sie trotz ihrer andauernden Jugendlichkeit die Geschlechtsreife erlangen. Dies schaffen übrigens nur Axolotl und Grottenolme.

Keine Zehe, kein Problem: Aktuell fehlt einem Axolotl im Schulbiologiezentrum eine Zehe. Das beunruhigt weder die Tiere noch den Biologen, denn die Zehe wird wieder nachwachsen.

Die eigentliche Superkraft der Axolotl ist ihre hohe Fähigkeit zur Regeneration, denn egal, ob sie ein Bein oder ein Stück vom Schwanz verlieren, Verletzungen an Organen erleiden (selbst an Herz, Hirn oder Wirbelsäule), beim Axolotl wächst alles innerhalb weniger Wochen nach, ohne auch nur eine Narbe zu hinterlassen. Genau diese erstaunliche Fähigkeit ist es, die die Forschung beschäftigt, denn was wäre nur, würde das auch beim Menschen funktionieren?

Möglich machen das die Stammzellen, die sofort eingreifen wenn eine Verletzung auftritt. Während bei uns Menschen das Immunsystem dafür sorgt, eine Wunde zu verschließen, greifen beim Axolotl die Wunderzellen durch und beginnen damit, Knochen, Muskeln und Nerven wiederherzustellen.

Seit 150 Jahren wird der Axolotl von Wissenschaftler*innen aus aller Welt erforscht. Seine Wiederherstellungsgabe macht ihn besonders zum Objekt für biomedizinische Forschung. Anfang 2018 ist es gelungen, das Axolotl-Genom zu entschlüsseln.

Es handelt sich dabei um das größte Erbgut aller bisher sequenzierten Tiere. Es besteht aus 32 Millionen Basenpaaren und ist damit mehr als zehnmal so groß wie das menschliche Genom. Die Größe macht es umso schwieriger, die für die Regeneration verantwortlichen Gene ausfindig zu machen.

Forscher*innen erhoffen sich, diese Selbstheilungs-Gene zu entdecken und zu entschlüsseln wie sie beim Menschen aktiviert werden können, um Wundheilung zu beschleunigen oder Gewebe zu regenerieren.

Eine echte Axolotl-Expertin ist übrigens Elly Tanaka vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Wer’s genau wissen will: Dieser Artikel im Fachmagazin Nature erklärt „The axolotl genome and the evolution of key tissue formation regulators“. Für die Markierung bestimmter Axolotlzellen arbeitete die Wiener Forschungsgruppe übrigens mit der Gen-Schere CRISPR/Cas, wofür Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna 2020 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurden.

Fun Facts rund um den Axolotl

  • Früher wurden Axolotl sogar gegessen: eingewickelt in Maisblätter oder als Suppe. Angeblich schmecken sie wie Aale.
  • Übersetzt bedeutet ihr Name Wassermonster. Die Azteken sahen im Axolotl die Inkarnation des Gottes Xolotl, dem Gott des Todes und des Unglücks, der – anstatt sich selbst zu opfern – ins Wasser floh.
  • Ambystoma mexicanum lautet die korrekte Bezeichnung.
  • Axolotl sind richtige Fleischtiger und ernähren sich ausschließlich von Proteinen, Eiweiß und Fett. Im Schulbiologiezentrum werden zwei, drei Mal in der Woche Mückenlarven, Würmer oder spezielle Pellets aufgetischt. Theoretisch wäre es auch möglich Faschiertes ins Wasser zu kippen. Mahlzeit!
  • Die Futteraufnahme erfolgt mittels Saugschnappen, was bedeutet, dass sie alles fressen, was ihnen ins Maul gespült wird.
  • Nerven die Kolleg*innen im Aquarium, kann durchaus zugebissen werden (daher die fehlende Zehe). Das macht den kleinen Kannibalen allerdings nichts aus.
  • Axolotl werden 25 bis 30 cm lang.
  • Ihr Lebensraum am dunklen Grund von stehenden Gewässern hat dafür gesorgt, dass die Tiere nur sehr schlecht sehen.
  • Das Älterwerden können selbst die Meister der Selbstheilung nicht aufhalten. Mit ca. 15 Jahren erreichen Axolotl ein für Amphibien sehr hohes Alter.

Das Kinderbuch Nali & Nora. Stadt-Abenteuer am Almkanal war ein Geschenk der Stadt Salzburg an alle Erstklässler*innen zum Schulanfang 2020. 2021 folgte der 2. Band, Stadt-Abenteuer mit Nali & Nora. Auf Schatzsuche in Salzburg.

Das Schulbiologiezentrum an der Uni Salzburg

Das Schulbiologiezentrum (SBZ) befindet sich an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg und ist Teil der School of Education. Dort lernen Lehramtsstudierende den Umgang mit lebenden Tieren und können Erfahrungen für ihre Arbeit an den Schulen sammeln.

In fünf Räumen leben etliche kleine Lebewesen: Kleinsäuger, wie Rennmäuse, Meerschweinchen und Hausmäuse, haben dort ebenso ein Zuhause wie zahlreiche Insekten (Schrecken, Käfer und Schaben). Wer genau schaut, entdeckt Afrikanische Achatschnecken, Tausendfüßler, Asseln und Regenwürmer in den Terrarien. In den Aquarien tummeln sich Fische, Frösche, Krebse, Wasserschnecken und Axolotl.

Zum SBZ gehört auch ein 900 m² großer Lehrgarten, der Schulen dazu inspirieren soll, ihre Freiflächen in Gärten zu verwandeln.

Damit Schüler*innen Tiere kennenlernen, ihre Entwicklungen beobachten und ihr Verhalten studieren können, bietet das Schulbiologiezentrum auch die Möglichkeit für Lehrkräfte Tiere auszuleihen. Zwei bis drei Wochen oder ein ganzes Semester können Kaulquappen, Wüstenrennmäuse, eine Meerschweinchen-Clique oder ein Axolotl das Klassenzimmer bereichern.