Yes, SIR!
Seit Jänner 2022 betreut das Team Bildung, Wissen und Innovation der städtischen Kulturabteilung auch das SIR-Programm. Hinter den drei Buchstaben steckt das Scientist-in-Residence-Programm, das in Zusammenarbeit mit Salzburger Wissenseinrichtungen, Forscher:innen die Gelegenheit gibt, eine Zeit lang in Salzburg zu arbeiten.
Sie sind Zweig-Expertin, Gender Studies-Profi, Bachmann-Kenner, Autor:innen oder blicken beruflich in die Zukunft – sie alle kommen nach Salzburg, weil sie als Fachleute auf ihrem Gebiet gelten. Für rund zwei Monate bringen sie ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in Salzburger Einrichtungen ein und profitieren selbst von „Schätzen“ wie originalen Dokumenten, Manuskripten, Fachbibliotheken und dem Wissen der Mitarbeiter:innen.
In den vergangenen Jahren durften wir schon Menschen vom anderen Ende der Welt hier begrüßen, die ganz demütig werden, weil sie endlich eine handgeschriebene Seite von Stefan Zweig berühren dürfen, beseelt in Archiven und Bibliotheken recherchieren oder hier endlich auf Gleichgesinnte in ihrem Forschungsgebiet stoßen.
Darauf, liebe Salzburger:innen, dürfen wir schon ein klein wenig stolz sein! Denn die Dichte an Wissenseinrichtungen, ihre Vielfalt und internationale Vernetzung sind keinesfalls selbstverständlich, sondern machen Salzburg zu einer modernen Wissensstadt.
Wer sind diese Leute und was machen sie? Seit 2016 laden wir die Scientists in Residence zum Interview und stellen sie euch vor.
Austausch und Vernetzung im Fokus
Ziel des SIR-Programms ist die Vernetzung von lokalen Wissenseinrichtungen mit internationalen Fachleuten aus Wissenschaft und Literatur. Dafür haben wir starke Partner:innen an unserer Seite: gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung, Literaturarchiv Salzburg, Literaturhaus Salzburg, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen und Stefan Zweig Zentrum.
Sie schlagen für ihre Tätigkeit interessante Personen für ein SIR-Stipendium vor. Das können (internationale) Expert:innen für eine Kooperation sein oder aber auch Nachwuchsforscher:innen, die hier viel für ihre Arbeit lernen können. Die Stipendiat:innen werden während ihres Aufenthalts in das jeweilige Jahresprogramm der Institution integriert und gestalten Lesungen oder Vorträge, zu denen wir alle eingeladen sind. Die Zusammenarbeit führt zu gemeinsamen Forschungsprojekten, Publikationen und oft jahrelangen Partnerschaften.
Eingeladen werden nicht nur Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland. Zum SIR-Programm zählt auch ein Literaturstipendium, das an deutschsprachige Autor:innen vergeben wird, die sich in ihren Werken mit der Gegenwart auseinandersetzen. Für ihre Zeit in Salzburg erhalten Sie ein Stipendium und die Möglichkeit, die Wohnung Tobias zu nutzen.
Leben und arbeiten in der Wohnung Tobias
Tobias ist „der Gütige“, nicht nur aufgrund seiner Namensbedeutung, auch weil er der Stadt Salzburg eine Wohnung hinterlassen hat. Die Geschichte, wie die Wohnung zu ihrem Namen kam, geht so:
Es war einmal ein deutscher Geschäftsmann namens Ferdinand Tobias. Der Händler reiste beruflich häufig nach Salzburg, daher besaß er im Stadtteil Riedenburg ein kleines Ein-Zimmer-Apartment. Nach seinem Tod vermachte er die Wohnung der Stadt Salzburg, mit der Auflage sie für kulturelle Zwecke zu nutzen. So wurde die Verwaltung der Wohnung Aufgabe der Abteilung für Kultur, Bildung und Wissen. In Gedenken an den ursprünglichen Eigentümer trägt sie heute noch seinen Namen.
Unsere Kollegin kreierte nach einer Renovierung 2006 das SIR-Programm, um Wissenschaftler:innen einen Forschungsaufenthalt in Salzburg ermöglichen zu können. Als Ergänzung zum erfolgreichen Artist-in-Residence-Programm im Künstlerhaus, ist so ein neues Angebot für die Wissenschaft und Literaturszene entstanden. Seither haben mehr als siebzig Forscher:innen und Autor:innen aus zwanzig Ländern die Wissensstadt Salzburg bereichert.