Salzburger Bildungslabore: Zum Verstehen der Welt beitragen

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Bei den Salzburger Bildungslaboren arbeiten Lehrkräfte, Schüler:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam an Antworten auf gesellschaftlich relevante Fragestellungen. Was klingt wie spannende Projekttage vor Ferienbeginn, ist der Ausblick auf den Schulalltag der Zukunft. Universität Salzburg und Pädagogische Hochschule Salzburg schaffen durch die Bildungslabore Innovationen für die Bildungslandschaft. Wir haben die Verantwortlichen zum Interview getroffen.

Die Salzburger Bildungslabore haben sich ein großes Ziel gesetzt: Bildung und Lernen neu zu entwickeln. Bei Labor denken viele an eine nüchterne, sterile Arbeitsumgebung, in der Menschen in weißen Kitteln komplexe Experimente durchführen. Doch bei den Salzburger Bildungslaboren ist es anders: Hier erwarten uns Freude am Lernen, Neugier und engagierte (angehende) Pädagog:innen und Forscher:innen. Sie lassen sich dabei auf gemeinsame Lernerfahrungen ein und entwickeln, probieren und evaluieren Bildungskonzepte.

Weg vom Auswendiglernen, hin zu Real World Problems

„Wozu werde ich das einmal brauchen?“, hat sich vermutlich jede:r im Laufe der Schulzeit gefragt. Um dem entgegenzuwirken, bringen die Salzburger Bildungslabore reale, komplexe Probleme auf den Tisch. Themen können beispielsweise Demokratie, Gender und Diversity, Künstliche Intelligenz, Klimawandel, Demokratie, sozialer Zusammenhalt oder neue Medienkultur sein. Lösungen suchen und entwickeln gelingt dabei nur über Disziplinen und Institutionen hinweg.

„Die Salzburger Bildungslabore arbeiten nicht an einzelnen Unterrichtsfächern, sondern stellen fachliche Verbindungen zu gesellschaftlich relevanten Themen her. Das geht nur gemeinsam durch interdisziplinäre Zugänge“, erklärt Bildungswissenschaftlerin Ulrike Greiner, Professorin für Professionsforschung und Lehrer:innenbildung sowie Projektleiterin der Salzburger Bildungslabore an der Universität Salzburg. Zukünftig soll die Zusammenarbeit zwischen mehreren Schulgegenständen fix im Lehrplan verankert sein.

Statt Auswendiglernen, geht es darum, Schüler:innen zu zeigen, dass Lernen ein kreativer, selbstermächtigender Prozess sein kann. Des Weiteren entstehen interaktive und dialogische Lehrmaterialien.

Die Projekte der Bildungslabore werden gemeinsam mit Forscher:innen und den Pädagog:innen an den Schulen durchgeführt. Grundsätzlich werden alle Schultypen eingebunden, der Fokus liegt derzeit auf der Sekundarstufe I (5. bis 8. Schulstufe). Projekte sind zum Beispiel „Emotionen im Bewegungs- und Sportunterricht“, „Digitale Schnitzeljagd im Botanischen Garten Salzburg“, Philosophieren mit Kindern“, „Coole Bäume und Sensoren“ und viele andere.

Wissensstadt Salzburg MINT

Der Unterricht der Zukunft verspricht fächerübergreifende Zugänge, interaktive Projekte und neue Lehrmaterialien, die die Lust am Lernen erhöhen.

Neues Lernen durch Dialog und Diskurs

Bildungsprozesse zu entwickeln und zu einer innovativen Unterrichtspraxis beizutragen, ist im Rahmen der Salzburger Bildungslabore ein gemeinsames Ziel von Lehrkräften, Lehramtsstudierenden, Wissenschaftler:innen und Schüler:innen. Die Salzburger Bildungslabore vereinen, was bisher als getrennte Welten gesehen wurde – nämlich Schule und Universität.

„Die Unterrichtsentwicklung soll die bisher bestehende Hierarchie von Forschung, Wissenschaft und Schule durchbrechen und alle als gleichgestellte Partner:innen begreifen. Gemeinsam wird soziales, kulturelles, kommunikatives, materielles Wissen verhandelt“, hält Greiner fest.

Begleitforschung analysiert Wissenserwerb

Die Projekte der Salzburger Bildungslabore werden wissenschaftlich begleitet, um Entwicklungen zu dokumentieren und daraus zu lernen. Die Forschung ist komplex und kombiniert qualitative und quantitative Methoden.

„Wir verfolgen einen partizipativen Ansatz. Die Jugendlichen und Pädagog:innen werden aktiv in die wissenschaftliche Analyse einbezogen. Anstatt zu Forschungsobjekten werden die Schüler:innen zu Forschungssubjekten“, erläutert Greiner. Ein:e Wissenschaftler:in begleitet das Projekt an der Schule, analysiert Gruppendiskussionen, Feedback-Runden und den Output. So werden sowohl theoretische Grundlagen erweitert als auch kontextsensible Daten zu Veränderungsprozessen erfasst. Die Ergebnisse sollen in weiterer Folge möglichst vielen Kindern und Jugendlichen zu neuen, positiven Lernerfahrungen verhelfen.

 

Die Salzburger Bildungslabore sind ein vom Land Salzburg gefördertes Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig und der Paris Lodron Universität Salzburg. Die Salzburger Bildungslabore haben sich zum Ziel gesetzt, Lernorte zu etablieren, an denen Schüler*innen, Studierende, Wissenschafter*innen und Lehrer*innen einander begegnen.

Durch die interdisziplinäre Herangehensweise, tragen die Salzburger Bildungslabore zu neuen Lehr- und Bildungsprozessen bei. Sie erarbeiten Modelle, Materialien und Formate und kommunizieren die Ergebnisse an die Öffentlichkeit.

 

Zu den Personen

Arbeiten am Schulunterricht der Zukunft: Ulrike Greiner (PLUS, li) und Christine Trültzsch-Wijnen (PH Salzburg).

Univ.-Prof. Mag. Mag. Dr. Dr. Ulrike Greiner ist Bildungswissenschaftlerin an der Paris Lodron Universität Salzburg. Seit Oktober 2019 hat sie eine Professur für Professionsforschung und Lehrerbildung inne. Zehn Jahre lang unterrichtete die ausgebildete Pädagogin an AHS, BHS und HS und war darüber hinaus in der Lehrerbildung tätig. Greiner studierte Lehramt für Deutsch, Religion, Philosophie und Erziehungswissenschaft, 1989 dissertierte sie in Germanistik, 1999 in Theologie und habilitierte sich 2005 in Religionspädagogik und Religionsdidaktik. Sie war Gründungsrektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien (2006-2010), war Rektorin der PH Oberösterreich (2010-2014) und leitete die School of Education (2016-2021) an der Uni Salzburg. Die Ausbildung von Lehrer:innen und die schulische Bildung der Sekundarstufe I sind ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte.

HProf. Priv.-Doz. Mag. Dr. Christine W. Trültzsch-Wijnen ist Medien -und Kommunikationswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig. Sie promotierte an der Universität Salzburg und habilitierte sich an der Karlsuniversität in Prag. Seit 2014 hat sie die Hochschulprofessur für Medienpädagogik inne und leitet das Kompetenzzentrum für Medienpädagogik und E-Learning sowie das Education Innovation Studio für Robotik, kindgerechte Programmierumgebungen und digitale Technologien. Seit 2021 ist sie darüber hinaus assoziierte Professorin an der Karlsuniversität Prag. Als Expertin für Medienpädagogik, stehen Rezeptions- und Nutzungsforschung, Mediensozialisation, Kinder- und Jugendmedienforschung sowie Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen im Zentrum ihrer Forschung.