Zukunftswerkstatt Schule: Medien, Motivation und neue Möglichkeiten

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Innovationslabor INTER-DI-KO

INTERdisziplinarität, DIgitalisierung und KOoperation – sind Schlüsselbegriffe für die Bildung von morgen. INTER-DI-KO heißt deshalb auch das Innovationslabor der Universität Salzburg und der Pädagogischen Hochschule Salzburg, wo ab Herbst 2022 der Unterricht der Zukunft erprobt wird. Im Zentrum stehen dabei Digitalisierung und Medienbildung. Gemeinsam werden unverzichtbare Fähigkeiten vermittelt, neue Lehrformate entwickelt und die drängenden Fragen nach dem Wozu beantwortet.

Die Universität Salzburg und die Pädagogische Hochschule eröffnen im Herbst mit INTER-DI-KO eine innovative Lehr- und Lernumgebung, in der neue Bildungsformate getestet werden. Digitale Werkzeuge sind in viele Alltagsbereiche vorgedrungen – so auch in die Schulen. Online-Angebote ergänzen den Unterricht und versprechen Erleichterung beim Lernen. Doch wie wirksam und sinnvoll sind diese Apps und Plattformen?

„Während Digitalisierung in der Gesellschaft sehr technikorientiert dargestellt wird, fokussieren wir uns auf den digitalen Humanismus und stellen den Mensch in den Vordergrund“, erklärt Christine Trültzsch-Wijnen, Professorin für Medienpädagogik und Projektverantwortliche an der Pädagogischen Hochschule.

Wie können wir Digitalisierung im Unterricht fruchtbar nutzen und wie kann Digitalisierung die Lebensrelevanz der einzelnen Schulfächer verbessern? Das sind jene Fragen, die die Forscherin in ihrer Arbeit antreiben. In INTER-DI-KO entwickeln und erproben Forscher:innen, Studierende, Lehrpersonen und Schüler:innen gemeinsam kooperativ-digitale Modelle für den Unterricht.

„Der Schulunterricht der Zukunft wird im Wesentlichen von fächerübergreifenden Fragestellungen, dem technologischen Wandel und der Zusammenarbeit von Schule, Hochschule und Universität bestimmt“, weiß Trültzsch-Wijnen.

Labore für den Unterricht von morgen

Derzeit werden an der Pädagogischen Hochschule drei Labore errichtet (Eröffnung Herbst 2022). Das Multimedia-Labor bietet alles, was Producer-Herzen höher schlagen lässt. Eingerichtet wie ein professionelles Studio, ermöglicht es den Schüler:innen selbst Videos und Podcasts zu produzieren. „Auf diese Weise wird eine neue Art der Wissensaneignung möglich – statt Frontalunterricht durch die Lehrkraft, können ältere Jahrgänge für jüngere Videos produzieren und so neue Themen erklären“, beschreibt Trültzsch-Wijnen.

Nebenan können in einem technisch gut ausgestatteten Seminarraum die neuen, digitalen Lehrmaterialien im Unterricht gleich getestet werden. Zugleich analysieren Wissenschaftler:innen wie diese angenommen werden. Die Labore vor Ort ergänzen zwei mobile Studios im Koffer, die es ermöglichen das Multimedia-Labor in Schulen im gesamten Bundesland zu tragen.

„Die innovativen Herangehensweisen von INTER-DI-KO helfen uns, durch die Erprobung moderner Unterrichtsformate neue Zugänge zum Wissenserwerb zu schaffen. So werden gemeinsam mit Schüler:innen, Pädagog:innen, Wissenschaftler:innen und Studierenden neue Inhalte entwickelt, die durch regelmäßige Evaluation auch immer wieder verbessert werden“, beschreibt Trültzsch-Wijnen die Vorteile.

PH Salzburg

An der PH Salzburg entstehen der zeit die innovativen Medienlabore.

Zukunfts-Skills schaffen Kompetenzen

Ulrike Greiner, Bildungswissenschaftlerin und Leiterin von INTER-DI-KO seitens der Universität Salzburg, stellt fest, dass digitale Angebote stets das fachliche und das überfachliche Verstehen der Schüler:innen unterstützen müssen. Dazu zähle auch die Kompetenz, Wissen einordnen zu können. „Es reicht nicht aus, Suchmaschinen zu kennen und sie nutzen zu können. Es braucht auch das Wissen, wie sie im Hintergrund funktionieren. Dieses Wissen war auch bei analogen Medien wichtig, aber es hat im digitalen Zeitalter an Bedeutung gewonnen“, sind sich Trültzsch-Wijnen und Greiner einig.

Greiner ergänzt, dass sie sich bei INTER-DI-KO an jenen Fähigkeiten orientieren, die als „four C’s of 21st Century Skills“ bezeichnet werden: Critical thinking, Creativity, Collaboration und Communication. Sie sind die Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche, um sich mit großen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen: Big Data, Fake News, Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine.

Antworten auf die Wozu-Frage finden

Die Schule der Zukunft setzt vor allem auf Teamwork und Kollaborationen. „Die Rolle der Lehrkraft wird sich verändern, da sie zunehmend eine inhaltliche und gestalterische Rolle einnehmen wird“, prognostiziert Ulrike Greiner. Denn während der Pandemie habe sich die Bedeutung der Schulen enorm gewandelt: „Offene Schulen haben eine Normalität signalisiert, sie sorgten für Sicherheit und eine Grundversorgung der Kinder und Jugendlichen. Wenn die Krise überwunden ist, wird man sich wieder mehr einer Qualitätsdiskussion hinwenden“, so die Expertin.

Auch Schüler:innen haben unter der Pandemie gelitten. Viele haben durch die Krisen ihr Interesse und ihre Motivation verloren. „Die Fragen nach dem Wozu – Wozu mache ich das überhaupt? – werden zunehmen. Früher war die Antwort immer, um einen Job zu finden. Doch heute muss es gelingen, den jungen Leuten andere Antworten geben zu können, die wieder ihr Feuer entfachen“, ist Greiner überzeugt. Den Jugendlichen Werkzeuge in die Hand zu geben, um gemeinsam kreative Bildungsansätze zu entwickeln, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.

 

Das Projekt „INTER-DI-KO – Unterrichtskonstellationen vor dem Anspruch von Digitalisierung und Medienbildung“, ist es durch die österreichische Innovationsstiftung für Bildung und das Land Salzburg gefördertes Kooperationsprojekt der Paris Lodron Universität Salzburg und der Pädagogischen Hochschule Stefan Zweig Salzburg.

Im Rahmen von INTER-DI-KO entwickeln Studierende, Wissenschaftler:innen, Pädagog:innen und Schüler:innen neue Modelle des Lehrens und Lernens. Schulen von von der Volksschule bis hin zur Maturaklasse sind eingebunden. Die Innovationslabore stehen auch Externen offen: So zum Beispiel Unternehmen, die mit Schulklassen arbeiten oder innovativen Produkte für junge Menschen entwickeln.

 

Zu den Personen

Arbeiten am Schulunterricht der Zukunft: Ulrike Greiner (PLUS, li) und Christine Trültzsch-Wijnen (PH Salzburg).

Univ.-Prof. Mag. Mag. Dr. Dr. Ulrike Greiner ist Bildungswissenschaftlerin an der Paris Lodron Universität Salzburg. Seit Oktober 2019 hat sie eine Professur für Professionsforschung und Lehrerbildung inne. Zehn Jahre lang unterrichtete die ausgebildete Pädagogin an AHS, BHS und HS und war darüber hinaus in der Lehrerbildung tätig. Greiner studierte Lehramt für Deutsch, Religion, Philosophie und Erziehungswissenschaft, 1989 dissertierte sie in Germanistik, 1999 in Theologie und habilitierte sich 2005 in Religionspädagogik und Religionsdidaktik. Sie war Gründungsrektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien (2006-2010), war Rektorin der PH Oberösterreich (2010-2014) und leitete die School of Education (2016-2021) an der Uni Salzburg. Die Ausbildung von Lehrer:innen und die schulische Bildung der Sekundarstufe I sind ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte.

HProf. Priv.-Doz. Mag. Dr. Christine W. Trültzsch-Wijnen ist Medien -und Kommunikationswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig. Sie promotierte an der Universität Salzburg und habilitierte sich an der Karlsuniversität in Prag. Seit 2014 hat sie die Hochschulprofessur für Medienpädagogik inne und leitet das Kompetenzzentrum für Medienpädagogik und E-Learning sowie das Education Innovation Studio für Robotik, kindgerechte Programmierumgebungen und digitale Technologien. Seit 2021 ist sie darüber hinaus assoziierte Professorin an der Karlsuniversität Prag. Als Expertin für Medienpädagogik, stehen Rezeptions- und Nutzungsforschung, Mediensozialisation, Kinder- und Jugendmedienforschung sowie Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen im Zentrum ihrer Forschung.