Zu Besuch in der Wunderkammer des Salzburg Museum
In einem unscheinbaren Gebäude an der Alpenstraße, versteckt hinter einem Schuhgeschäft, einem Textildiskonter und einem Bio-Laden, führt ein Zugang im Innenhof in das Wissenszentrum des Salzburg Museum. Dort befinden sich u.a. die Restaurierung, das Gemäldedepot, die Sammlung der Archäologie und die Abteilung für historische Musikinstrumente.
Auf mehreren Ebenen verbirgt sich die eigentliche Sammlung des Museums, denn in den Ausstellungen ist jeweils nur ein kleiner Bruchteil zu sehen. Insgesamt verfügt das Salzburg Museum über unglaubliche 740.000 Objekte. Die Mitarbeiter:innen im Wissenszentrum sind verantwortlich für die Restaurierung, Verwaltung, Inventarisierung, Lagerung unter idealen klimatischen Bedingungen, den Lichtschutz der Objekte und die Transporte in andere Ausstellungsräume.
Restaurierung: Kampf gegen die Zeit und kleine Zerstörer
Interne wie auch externe Expert:innen retten in der Restaurierung Gemälde vor dem Verfall. So zum Beispiel ein Bild von Barbara Krafft, das aus der Zeit rund um 1820 bis 1830 stammt. In rund 200 Arbeitsstunden wurde das Bild restauriert, nachdem es nach jahrzehntelanger unsachgemäßer Lagerung dem Salzburg Museum geschenkt wurde. Die Restauratorin machte sich ans Werk und kittete Fehlstellen, retuschierte die Malschicht und verlieh dem Gemälde neuen Glanz. Restaurator:innen arbeiten dabei mit uralten Mitteln wie einem Leim aus der Schwimmblase eines Störs oder aus Hasenhaut. Die Verwendung und die Langzeiteffekte dieser Materialien haben sich über Jahrzehnte bewährt.
Zur Restaurierung zählt auch das Integrated Pest Management, ein eleganter Ausdruck für die Ungeziefer-Bekämpfung, die zu den größten Feinden der Sammlung zählen. Die kleinen Quälgeister werden im ganzen Haus auf Fallen gefangen und ohne Gift entfernt. Dazu kommen die Objekte gut geschützt bei -30 °C in eine Gefriertruhe oder den Schädlingen wird unter einer Spezialfolie mehrere Wochen lang der Sauerstoff entzogen. Der Erhalt des Objektes steht immer im Vordergrund. Ein Fachmann begutachtet viermal jährlich die Tierchen aus den Fallen. Neue Objekte, die ihren Weg ins Museum finden, kommen übrigens erstmal in Quarantäne.
Gemäldedepot: Das größte Fotoalbum der Stadt Salzburg
Im Gemäldedepot lagern große aber auch ganz kleine Bilder, die eine spannende Geschichte über die Stadt Salzburg und ihre Bewohner:innen erzählen: viele namenlose Porträts, Stadtansichten, reiche Bürgerfamilien, biblische Szenen und vieles mehr. Nur etwa 3 bis 6 % aus dem Besitz des Salzburg Museum befindet sich in Ausstellungen, der Rest wird sachgemäß im klimatisierten Depot, aufgehängt in riesigen Schränken, verwahrt. Viele Werke sind Schenkungen von Salzburger:innen. Besonders bei der Sammlung der Miniaturen wird klar, wie wichtig eine genaue Inventarisierung ist. Bei jedem Objekt, das entnommen wird, wird genau vermerkt, wo es aktuell ist.
Archäologie: Eiserne Disziplin im Scherbenhaufen
Wenn man das Depot der Archäologie betritt, wird deutlich, warum hier die Bestandsaufnahme noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Unzählige raumhohe Regale mit Holzkisten voller Scherben, Splitter, Knochen, Tongefäße und Eisenobjekte lagern dort. Im Eisendepot liegen bei extrem trockener Luft Gefäße und Münzen aus der Neuzeit. Eisen gilt als sehr kompliziertes Material, denn der Rost lässt sich nur schwer aufhalten, was den Objekten über die Zeit schwer zusetzt.
Der Archäologe zeigt eine sorgsam verwahrte Schwertklinge aus dem 5. bis 7. Jahrhundert, aber auch einen Stahlhelm aus dem 2. Weltkrieg, den ein aufmerksamer Salzburger bei der Gassirunde mit seinem Hund in der Salzach entdeckte. Uralte Lanzenspitzen aus dem Mattsee sind der neueste Zugang. Ihre Herkunft, Alter und den Kontext erforschen nun die Archäolog:innen.
Musikinstrumentesammlung: Musikalische Krimis
Das jüngste Depot ist die Sammlung von rund 1.000 Musikinstrumenten. Die Vielzahl an bekannten und kuriosen Instrumenten belegt die umfassende Musikgeschichte Salzburgs. Die beachtliche Menge erregt auch international großes Interesse. Auch die zweitälteste Laute der Welt aus dem Jahr 1524 hat dort ein Zuhause gefunden. Darüber hinaus präsentiert die Expertin stolz Tasteninstrumente wie einen Pedalhammerflügel, ein Spinett oder ein „handliches“ Clavichord, Blechblasinstrumente aus dem Barock und dem Mittelalter wie schlangenförmige Serpenten oder skurrile Streichinstrumente wie die Viola d’Amour oder Trumscheite, die wie eine Trompete klingen.
Aufgabe der Mitarbeiterin ist die Erforschung der Geschichte der Instrumente und diese ist zum Teil spannend wie ein Krimi. Wie mögen die einzelnen Teile wohl klingen, die dieses außergewöhnliche Museumsorchester bilden? Das gilt es nun herauszufinden.
Ein Besuch im Wissenszentrum in der Alpenstraße verdeutlicht, dass ein Museum mehr ist als ein bloßer Präsentationsraum. Sammeln, Forschen, Ausstellen und Vermitteln sind zentrale Aufgaben des Salzburg Museum, dem größten Kunst- und Kulturhistorischen Museum in Salzburg. Für Mitglieder des Salzburger Museumsvereins gibt es nicht nur tolle Vorteile wie kostenlosen Eintritt, sondern auch immer wieder spannende Veranstaltungen.