Geschichten über Salzburgs Morgen

Ende 2022 verbrachte der Zukunftsforscher Wenzel Mehnert zwei Monate in Salzburg. Als Scientist in Residence arbeitete er mit der Robert Jungk Bibliothek für Zukunftsfragen zusammen und entwickelte sein Tool der Zukunfts-Schreibwerkstätten weiter. Mit zwölf Personen verfasste er verschiedene Zukunftsszenarien der Stadt Salzburg. Die Visionen handeln von drastischer Kritik am Mozart-Kult und den schonungslosen Folgen des Klimawandels und wurden am Montag, 3. April 2023 in der JBZ vorgestellt. 

Unter den Besucher:innen der JBZ sind auch zwei Frauen und zwei Männer, die mit Mehnert im Dezember einen Zukunftsworkshop absolviert haben. Sie werden gleich ihre Vorstellungen zur Zukunft der Stadt, die sie in Geschichten verpackt haben, vorlesen. Doch zuvor erklärt uns Wenzel Mehnert seine Methode, für die er Kreatives Schreiben und die von Robert Jungk entwickelten Zukunftswerkstätten kombiniert.

Wünsche und Hoffnungen – Vorstellungen über die Zukunft

Als Zukunftsforscher untersucht Mehnert nicht, wie die Zukunft tatsächlich sein wird. Vielmehr interessieren ihn die Vorstellungen der Menschen, was in Zukunft passieren wird. Um den kreativen Prozess in Gang zu bringen, gibt der ehemalige SIR-Stipendiat seinen Teilnehmer:innen drei Denkanstöße:

  • Was stört dich aktuell? Schreib drei Dinge auf, die dich im Moment an der Stadt stören.
  • Was wünscht du dir? Ausgehend von den drei Dingen, formuliere einen Wunsch.
  • Wenn dein Wunsch wahr wird, was wird bleiben? Was wird sich verändern? Was wird verschwinden?

Darauf aufbauend haben die Teilnehmer:innen Geschichten verfasst – lustige, skurrile, berührende, dystopische Erzählungen, die zum Nachdenken anregen. Zwei handeln vom Klimawandel und seinen bedrohlichen Auswirkungen, zwei andere kritisieren die große Strahlkraft der Hochkultur in der Stadt Salzburg und zeigen kuriose Auswege und Möglichkeiten.

Wie Wenzel Mehnert seinen Aufenthalt als Scientist in Residence gestaltete, hat er uns im Interview erzählt.

Apokalyptisch oder wahrscheinlich? – mögliche Szenarien der Zukunft

Die Texte der Salzburger:innen erzählen von schwimmenden Häusern und Straßen auf der immer wieder überfluteten Salzach, Apothekengängen, die für alte Menschen in der erbarmungslosen Hitze nur mit Schutzkleidung möglich sind, Demenzkranke, die sich in der neuen Umwelt nicht zurechtfinden. Andere Geschichten handeln von der Revolte der Menschen gegen Mozart, beschreiben eine Glasglocke, die die Altstadt hermetisch abriegelt und die kostümierten Salzburger:innen darunter, die für Tourist:innen ein groteskes Schauspiel geben.

Zwölf Personen hat Mehnert an vier Terminen in die JBZ eingeladen, um gemeinsam seine Methode der Zukunfts-Schreibwerkstätten zu testen. Menschen zwischen 20 und 70 Jahren sind seiner Einladung gefolgt und haben sich in kleiner Runde mit ihrem Verhältnis zur Stadt Salzburg auseinandergesetzt.

Nach dem Niederschreiben der unterschiedlichen Zukünften, wurden diese im Workshop vorgelesen, von den anderen nicht bewertet, aber doch diskutiert. Genauso ist es auch am Abend in der JBZ passiert. Wer Lust auf mehr Geschichten über Salzburgs Morgen hat, Wenzel Mehnert arbeitet momentan an der Veröffentlichung aller Texte. Die drei Fragen laden zum Reflektieren ein. Wie könnte dein Salzburg der Zukunft ausschauen?

Im Rahmen der Reihe „Projekte des Wandels“ präsentierte Wenzel Mehnert eine gemeinsame Lesung mit einigen der entstandenen Geschichten. Die Veranstaltung gibt’s auf der Website der JBZ zum Nachsehen.